Der Hof als Organismus
Nach unserem Verständnis hat die Landwirtschaft die primäre Aufgabe, sich um die Lebensgrundlage für die Menschen und alles Leben auf der Erde zu kümmern. Dazu gehört eine gesunde Nahrungsgrundlage genauso wie beispielsweise gesunde Luft und reines Wasser usw. Aber auch die Schaffung von Lebensräumen, in denen Mensch, Tier und Pflanze sich wohlfühlen können, gehört zur existenziellen Lebensgrundlage aller Kreaturen.
Diese Aufgabe vermag nur eine Landwirtschaft zu leisten, die als möglichst geschlossener Organismus gestaltet ist. Pflanzenbau und Tierhaltung müssen beide vorhanden und sorgfältig aufeinander abgestimmt sein. Zukauf von Futter- oder Düngemitteln kommt nicht – oder nur in Ausnahmefällen oder in sehr geringen Mengen – in Betracht. Dies würde das gesunde Gleichgewicht durcheinander bringen. Nichts darf zu groß oder zu einseitig werden, kein Feld, keine Kulturart, keine Tierherde. Sehr schnell machen sich sonst Krankheiten breit. Gesunde Verhältnisse beruhen auf einer an den Standort angepassten Vielfalt.
So haben wir es in der Landwirtschaft nicht nur mit Organismen zu tun, sondern der Hof als Ganzes stellt selber eine Art Organismus dar: Die Rinderherde, die Wiesen, die Äcker, der Wald usw. sind seine Organe, die alle ihre bestimmte Funktion haben und aufeinander bezogen sind. Und der Mensch, der Landwirt ist gewissermaßen das Ich dieses Organismus. Seine Aufgabe ist es, alles immer genauer wahrzunehmen und zu verstehen und daraus gestaltend zu handeln. So bekommt ein solcher Hof allmählich seine ganz individuelle Prägung. – Was für eine interessante und vielfältige Aufgabe!